Qualität im Straßenbau beginnt beim Transport: Der unterschätzte Hebel der Abschiebetechnik

In der Welt des modernen Straßenbaus stehen Baulastträger und Kommunen vor einem ständigen Dilemma. Einerseits sind die Budgets für Neubau und Erhaltung knapp bemessen, andererseits steigen die Anforderungen an die Infrastruktur durch zunehmenden Schwerlastverkehr und klimatische Veränderungen stetig an. Ein oft übersehener, aber entscheidender Faktor für die Langlebigkeit unserer Straßen liegt nicht nur im Material selbst, sondern in der Art und Weise, wie es transportiert und eingebaut wird. Die thermoisolierte Abschiebetechnik hat sich hierbei als ein technologischer Meilenstein erwiesen, der die Qualität von Asphaltstraßen nachhaltig revolutioniert.

Das Dilemma der öffentlichen Vergabe: Billig ist nicht gleich günstig

Das in Deutschland und vielen Teilen Europas praktizierte Vergabeverfahren stellt die öffentlichen Auftraggeber vor große Herausforderungen. Der Zuschlag geht in der Regel an den wirtschaftlichsten Bieter, was in der Praxis fast immer gleichbedeutend mit dem billigsten Anbieter ist. Dieser Preiskampf hat fatale Folgen für die Qualität. Ein Bauunternehmen, das den Auftrag nur über den niedrigsten Preis gewinnt, hat kalkulatorisch kaum Spielraum für freiwillige, qualitätsverbessernde Maßnahmen. Selbst wenn diese Maßnahmen nur geringfügige Mehrkosten verursachen würden, werden sie eingespart, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das Problem dabei ist offensichtlich: Auch eine Straße in billigster Bauweise übersteht in der Regel die gesetzliche Gewährleistungsfrist von zwei oder fünf Jahren. Die wirklichen Schäden, die durch Entmischung und mangelnde Homogenität entstehen, treten oft erst danach auf – genau dann, wenn die Kosten wieder beim Steuerzahler und den Kommunen liegen. Hier müssen Baulastträger umdenken. Nur wenn qualitätssteigernde Technologien explizit in der Ausschreibung (Leistungsverzeichnis) gefordert werden, können sie sicherstellen, dass ihre Straßen langfristig halten.

Thermomulden mit Abschiebefunktion: Ein Quantensprung für die Prozesssicherheit

Die Lösung für viele Qualitätsprobleme im Asphaltbau ist längst verfügbar und Stand der Technik: Thermoisolierte Fahrzeuge mit Abschiebefunktion. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kippmulden bieten diese Fahrzeuge entscheidende Vorteile, die sich direkt auf die Lebensdauer der Straße auswirken.

Der kritischste Punkt beim Asphalteinbau ist die Temperatur und die Homogenität des Mischguts. Bei herkömmlichen Transportmethoden kühlt das Material an den Rändern ab und entmischt sich beim Abkippen. Die Abschiebetechnik verhindert dies effektiv. Durch das kontinuierliche Schieben des Materials wird der Asphalt während des Entladens permanent homogenisiert. Dies reduziert die Entmischung im Bunker des Fertigers drastisch. Das Ergebnis ist eine gleichmäßige Materialstruktur ohne kalte Nester, was die Rissanfälligkeit der fertigen Straßendecke signifikant verringert.

Ein weiterer operativer Vorteil ist der Wegfall des gefährlichen „Stop & Go“-Betriebs. Da Abschiebefahrzeuge auch unter Brücken, in Tunneln oder unter Schilderbrücken problemlos entladen können, ohne in die Höhe zu kippen, entsteht ein fließender Einbauprozess. Dies verbessert nicht nur die Ebenheit der Fahrbahn – was wiederum als aktiver Lärmschutz wirkt –, sondern verkürzt auch die Bauzeiten durch optimierte Taktungen.

Wirtschaftlichkeit neu gedacht: Minimale Mehrkosten für maximale Haltbarkeit

Ein häufiges Gegenargument bei der Einführung neuer Technologien sind die Kosten. Doch bei genauerer Betrachtung der Fliegl Abschiebetechnik relativiert sich dieses Argument schnell. Die Mehrkosten für den Einsatz dieser Spezialfahrzeuge sind im Vergleich zur Gesamtbaumaßnahme verschwindend gering. Wir sprechen hier von etwa 1,2 bis 6 Promille der Asphaltbauleistung. Umgerechnet bedeutet das Mehrkosten von lediglich 50 Cent bis 2 Euro pro Tonne Mischgut oder 5 bis 20 Cent pro Quadratmeter bei einer Deckschichtsanierung.

Setzt man diese minimalen Investitionen in Relation zur verlängerten Lebensdauer der Straße und den eingesparten Sanierungskosten in der Zukunft, wird die Abschiebetechnik zur wirtschaftlichsten Option. Besonders in Zeiten knapper Haushaltskassen ist es essenziell, dass einmal getätigte Investitionen so lange wie möglich ihren Wert behalten. Wer heute billig baut, zahlt morgen doppelt.

Einsatzgebiete und strategische Bedeutung

Die Relevanz dieser Technik beschränkt sich nicht nur auf die freie Strecke. Gerade bei komplexen Infrastrukturprojekten ist sie unverzichtbar:

Städtischer Straßenbau und Alleen: Hier verhindern Bäume und Oberleitungen oft das Kippen. Abschiebefahrzeuge entladen sicher und ohne Risiko.
Flughafensanierung: Der Asphalteinbau kann im laufenden Betrieb erfolgen, da die Fahrzeuge nicht in den Radarbereich der Flugsicherung hineinragen. Dies verhindert teure Sperrungen des Flugbetriebs.
PPP- und ÖPP-Projekte: Bei öffentlich-privaten Partnerschaften, bei denen der Betreiber oft 30 Jahre lang für den Unterhalt zuständig ist, ist die Haltbarkeit der Beläge der wichtigste wirtschaftliche Faktor. Hier ist die Abschiebetechnik der Schlüssel zur Reduzierung von Sanierungszyklen.

Institutionen wie die ASFINAG in Österreich haben dies bereits erkannt und die Abschiebetechnik als Bestbieterkriterium aufgenommen. Auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) empfiehlt den Einsatz solcher Fahrzeuge.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Neben den ökonomischen und qualitativen Aspekten spielt auch der Umweltschutz eine tragende Rolle. Durch die thermoisolierte Bauweise kühlt das Mischgut weniger schnell ab. Dies erlaubt es, die Herstellungstemperatur in der Mischanlage leicht zu senken, ohne die Einbauqualität zu gefährden. Das spart enorme Mengen an Energie (Gas, Öl, Kohlestaub) und reduziert den CO2-Ausstoß signifikant. Zudem bedeutet eine langlebigere Straße weniger Baustellen in der Zukunft, was wiederum Ressourcen schont und Staus vermeidet.

Fazit: Qualität muss ausgeschrieben werden

Die Ursachen für vorzeitig alternde Straßen sind vielfältig – von aggressiveren Bitumensorten über erhöhte Recycling-Quoten bis hin zur Verkehrsbelastung. Doch wir haben es in der Hand, gegenzusteuern. Moderne Prüfverfahren wie das BTSV (Bitumen-Typisierungs-Schnell-Verfahren) helfen uns, das Material besser zu verstehen, aber die Einbautechnik bringt die Qualität auf die Straße.

Es liegt in der Verantwortung der Baulastträger, diesen Qualitätsanspruch im Leistungsverzeichnis zu verankern. Wenn Sie Qualität wollen, müssen Sie diese ausschreiben. Die Abschiebetechnik ist ein kleiner Baustein in der Prozesskette, aber ein Meilenstein für die Nachhaltigkeit unserer Infrastruktur.

Möchten Sie Ihre nächste Ausschreibung zukunftssicher gestalten? Wir unterstützen Sie gerne dabei, die richtigen technischen Anforderungen für langlebige Straßen zu definieren. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Ihre Investitionen nachhaltig gesichert werden.

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